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Schlaganfall nach Gefäßwandeinriss der Halsschlagader: Schnelle Therapie rettet Leben


[Mitglieder-Bericht 060/2025, Lübeck, Donnerstag, 24.04.2025]

Dr. med. Jens Schaumberg, Chefarzt der Klinik für Neurologie (Bild: Sana Kliniken Lübeck)*
Dr. med. Jens Schaumberg, Chefarzt der Klinik für Neurologie (Bild: Sana Kliniken Lübeck)*

Themendienst zum Tag gegen den Schlaganfall am 10. Mai


„Time is brain“ – so lautet das Prinzip der Schlaganfalltherapie. Dr. Jens Schaumberg, Chefarzt der Klinik für Neurologie der Sana Kliniken Lübeck, erklärt an einem eindrücklichen Beispiel aus seiner Abteilung, warum im Notfall jede Sekunde zählt.


Als sich Thomas M. nach einem langen Arbeitstag im November zu Hause aufs Sofa setzte, konnte er plötzlich für wenige Minuten nicht mehr richtig sprechen. Geistesgegenwärtig rief er trotz zurückgegangener Symptome den Notruf an. Zum Glück, denn die Ursache für die vorübergehende Sprachstörung war eine Karotisdissektion, das heißt eine Einblutung in die Wand der Halsschlagader.


Jens Schaumberg erklärt: „Die Dissektion der Arteria carotis, der Halsschlagader, ist eine der häufigsten Ursachen für ischämische Schlaganfälle bei jüngeren Patienten. Ein ischämischer Schlaganfall entsteht durch eine verminderte oder komplett ausgefallene Durchblutung. Die hinter dem Verschluss liegenden Gehirnregionen werden dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Je nach betroffener Region kommt es zu verschiedenen Störungen und Ausfällen.“



Bild oben: Schlaganfall: Befund Halsarterien; Bild unten: Schlaganfall: KI-gestützte Diagnostik (Bilder: Sana Kliniken Lübeck)*
Bild oben: Schlaganfall: Befund Halsarterien; Bild unten: Schlaganfall: KI-gestützte Diagnostik (Bilder: Sana Kliniken Lübeck)*

Aus der Forschung ist bekannt, dass Männer von Dissektionen etwas häufiger betroffen sind als Frauen. Es tritt auch nicht immer sofort ein Schlaganfall auf. Daher bleiben viele Fälle unerkannt. Bei manchen Patienten entsteht der Einriss durch einen Unfall oder ruckartige Bewegungen.


Mögliche Ursache: Drucksteigerung durch starken Husten


Der Patient erinnert sich: „Ich hatte in der Vergangenheit keinerlei Probleme mit den hirnversorgenden Gefäßen. Eine Woche zuvor war ich im Urlaub. Dort konnte ich an einem Abend nicht mehr richtig sehen. Die Bilder beider Augen waren plötzlich nicht mehr korrekt übereinander und verschwommen.“ Ob zwischen diesen Symptomen und der Dissektion ein Zusammenhang besteht, lässt sich jedoch nicht sicher feststellen. Das einzige Indiz für eine mögliche Ursache war ein vorangegangener Infekt mit Husten. Jens Schaumberg erläutert, warum das eine Rolle gespielt haben könnte: „Starker und langanhaltender Husten kann zu einer Drucksteigerung in den Halsgefäßen führen und so möglicherweise zum Einriss der Gefäßwand der Arteria carotis bei unserem Patienten beigetragen haben.“ Mit Sicherheit lässt sich dies aber nicht sagen.


Am besagten Novemberabend – es war ein Montag – bemerkte Thomas M., dass seine Sprache plötzlich verwaschen war. Da er dieses Symptom im Bekanntenkreis und auch im Fernsehen schon im Zusammenhang mit Schlaganfallpatienten beobachtet hatte, war dem 57-Jährigen schnell klar, was los war: „Ich dachte eigentlich nur: auch das noch. Und dann habe ich mir spontan überlegt, was das für meinen Alltag bedeuten würde.“ Danach ging alles sehr schnell. Innerhalb von rund zehn Minuten waren Rettungswagen und Notarzt da. Eine Viertelstunde später war Thomas M. bereits in der Klinik und wurde behandelt.


Schnelle Reaktion, schnelle Therapie


Jens Schaumberg erklärt: „Wir haben Thomas M. umgehend untersucht und sofort die Therapie eingeleitet. Es war ein Glück, dass er so schnell reagiert hat und trotz zurückgegangener Symptome noch der Notarzt alarmiert wurde.“ Nach den Untersuchungen stand fest, dass sich eine rechtshirnige Ischämie entwickelt hatte. Somit bekam Thomas M. sofort eine systemische Lysetherapie mit Actilyse. Dabei handelt es sich um die medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels. Während der Nacht kam es noch zu einer Sehstörung des rechten Auges – diese Beschwerden verschwanden jedoch nach etwa 30 Minuten wieder.


Als Thomas M. am nächsten Morgen aufwachte, befand er sich auf der Stroke Unit, einer speziellen Station für Schlaganfallpatienten: „Mir ging es schon nach dem Aufwachen wieder sehr gut. Ich fühlte mich in keiner Weise mehr krank. Aufstehen durfte ich aufgrund der Behandlung zunächst nicht, am zweiten Tag konnte ich aber schon wieder sitzen. Trotz der hohen Arbeitsbelastung der Ärzte und Pflegenden wurde ich nicht nur sehr schnell, sondern auch sehr freundlich und zuvorkommend behandelt. Ich war zwar immer noch geschockt, einen Schlaganfall erlitten zu haben – abgesehen davon ging es mir aber sehr gut.“ Nach vier Tagen konnte Thomas M. die Klinik beschwerdefrei verlassen – das war am Freitag.


Auszeit mit Aktivität und Legospielen


Eine Rehabilitationsmaßnahme kam für Thomas M. nicht infrage. Er wollte sich lieber eine Auszeit zu Hause nehmen: „Ich ging viel spazieren und war an der frischen Luft unterwegs. Das hat mir sehr gutgetan. Zudem habe ich meine Feinmotorik mit Legobausätzen für Erwachsene trainiert. Das hat mir viel Spaß gemacht und mich motiviert.“ Über einen Zeitraum von drei Monaten bekam Thomas M. noch zusätzliche Blutverdünner. Einen Großteil der Medikamente konnte er mittlerweile absetzen.


“Time is brain”


Dass Thomas M. heute wieder beschwerdefrei im Leben steht, verdankt er der schnellen Behandlung: „Wir haben die Symptome schnell als Schlaganfall eingeschätzt, wir haben schnell den Rettungswagen gerufen und die Ärzte haben schnell die richtige Behandlung eingeleitet. Das hat in meinem Fall sicher Schlimmeres verhindert.“



Quelle: Pressemitteilung Krankenhaus

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