[KGSH-Pressemitteilung 004/2022 gemeinsam mit dem MJG - Kiel, 29.06.2022]
Gesundheitsministerin von der Decken: „Wer krank ist, sollte zu Hause bleiben, um andere zu schützen“
In einer landesweiten Telefonkonferenz der an der Covid-19-Versorgung teilnehmenden Krankenhäuser mit dem Gesundheitsministerium ist gestern deutlich geworden: Corona ist mit den leicht übertragbaren Varianten BA.4 und BA.5 in relevantem Ausmaß in den Kliniken präsent. Insbesondere in den Krankenhäusern führt dies zu einer – regional noch differenzierten – insgesamt aber schwierigen Lage mit einigen echten „Hotspots“ wie derzeit im Kieler Umfeld. Auch wenn die Anzahl der Intensivpatientinnen und -patienten mit 28 derzeit noch überschaubar ist, steigen die Zahlen deutlich.
Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken betonte: „Insgesamt ist die Lage in den Kliniken landesweit sehr angespannt. Das liegt auch am generell hohen Krankenstand, der die Mitarbeitenden der Krankenhäuser besonders betrifft. Jede Schleswig-Holsteinerin und jeder Schleswig-Holsteiner kann dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung insgesamt zu sichern: Wer krank oder infiziert ist, sollte zu Hause bleiben, um die Weitergabe der Infektion zu bremsen. Übernehmen Sie Verantwortung und schützen Sie so auch die, die schwere Krankheitsverläufe haben könnten.“ Von der Decken appellierte, bei einer Coronaerkrankung auch nach der fünftägigen verpflichtenden Isolation zu Hause zu bleiben, wenn ein Selbsttest weiterhin positiv ist oder wenn weiter Symptome vorliegen. Zugleich dankte die Ministerin allen Beteiligten in Kliniken und dem niedergelassenen Bereich für das hohe Engagement.
Die Kliniker berichteten aus allen Notaufnahmen und in der stationären Versorgung von einem erheblich gestiegenen generellen Patientenaufkommen, welches auf einen reduzierten Personalstamm mit Pflegekräften, Ärztinnen und Ärzten und anderen für die Versorgung relevanten Berufsgruppen trifft, da diese selbst durch medizinisch indizierte Isolierungen und Quarantänen durch Corona-Infektionen betroffen sind und zum Schutz vulnerabler Gruppen in den Kliniken zum Teil nicht arbeiten können.
„Wir sehen deutlich mehr Patienten mit und wegen einer Corona-Infektion, die krankenhaushygienisch isoliert mit hohem Aufwand versorgt werden müssen – zur diagnostischen Abklärung und therapeutischen Behandlung und das bei in Jahresvergleichen deutlich anwachsender Frequentierung der Notaufnahmen insgesamt. Auch das „normale“ Patientenaufkommen in den Notaufnahmen und Stationen ist derzeit kapazitätsrelevant auffällig. Wir kommen an Grenzen des medizinisch Machbaren“, so Carmen Brinkmann, Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein e.V.
Verschiedene Krankenhäuser schließen Stationen und Fachbereiche, um durch interne Umorganisation des Personals die Versorgung zu sichern. Dies führt regional zur Reduktion der normalen und speziellen Versorgung von Erkrankungen, die als nicht höchstdringlich anzusehen sind. Auch erhebliche Wartezeiten sind derzeit häufig nicht zu vermeiden – trotz allen Bemühungen der Behandlungsteams, diese so gering wie möglich zu halten.
Gesundheitsministerium und die klinischen Vertreter der Krankenhäuser appellieren an die Menschen in Schleswig-Holstein, die bekannten und erprobten Schutzmaßnahmen wieder sehr ernst zu nehmen. Dazu zählen Hygienemaßnahmen wie Maskentragen in Menschenansammlungen, die Impfangebote auch für die Auffrischimpfung anzunehmen und die Notaufnahmen der Kliniken wirklich nur bei Notfällen zu nutzen.
„Schützen Sie sich und andere! Für einige Patienten verläuft die Corona-Infektion sehr symptomarm und glücklicherweise mit wenigen Gesundheitseinschränkungen. Andere Personen sind aber erheblich bedroht und müssen geschützt werden. Wir brauchen in den Kliniken und Notaufnahmen derzeit alle Kapazitäten, um relevante akute Erkrankungen – beispielhaft Herzinfarkte, Schlaganfälle, Sepsispatienten oder schwer verunfallte Patienten und onkologische Patienten – mit dem vorhandenen Personal versorgen zu können und Folgeschäden durch verspätete Behandlungen zu verhindern. Wir sind jetzt auf die Mitwirkung der Bevölkerung angewiesen. Auch wird es zu Einschränkungen in der Versorgung planbarer, nicht verschiebbarer Eingriffe oder Konsultationen kommen. Die für den Herbst und Winter befürchtete Corona-Welle ist in Schleswig-Holstein schon angekommen“, so Carsten Hilbert, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.
Die aktuellen Änderungen der Bundestestverordnung können nach Meinung beteiligte Kliniker zu einer Verschärfung der Situation führen, falls durch eine mögliche Reduzierung oder den Wegfall von Testzentren Patientinnen und Patienten zusätzlich Kliniken zur Testung aufsuchen: Das ist in der derzeitigen Situation von den Krankenhäusern nicht leistbar. Aber auch die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen können diese nicht leisten, da auch dort das Personal krankheitsbedingt ausfällt. Grundsätzlich gelte daher, dass Personen mit Krankheitssymptomen zu Hause bleiben sollten oder auch Selbsttests genutzt werden sollten.
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