[Mitglieder-Bericht 016/2024 - Lübeck, 1. März 2024]
Zum Welt-Adipositas-Tag am 4. März informiert das Team des zertifizierten Adipositaszentrums an den Sana Kliniken Lübeck über das Krankheitsbild und räumt mit hartnäckigen Vorurteilen auf.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet Adipositas als die „Pandemie des 21. Jahrhunderts“ und prognostiziert, dass es bis zum Jahr 2030 mehr als eine Milliarde Patienten geben wird. In Deutschland weisen etwa 15 Prozent der Frauen und fast 20 Prozent der Männer nach aktuellen Auswertungen des Statistischen Bundesamtes einen Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 30 auf und gelten damit als adipös. Die Rede ist hier also nicht von Menschen, die ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen haben. Es geht um Patienten, die an einer chronischen Stoffwechselerkrankung leiden und somit eine interdisziplinäre medizinische Versorgung benötigen.
Vorurteil 1: Übergewichtige Menschen sind doch einfach nur faul und schwach
Ein besonders häufig geäußertes Vorurteil ist, dass übergewichtige Menschen einfach nur faul und schwach seien. Dies ist falsch. Bei krankhafter Adipositas liegt eine Störung des Stoffwechsels im Körper vor. „Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, dass zusätzlich zur Adipositas häufig weitere Erkrankungen wie bspw. Diabetes mellitus Typ 2 oder Bluthochdruck vorliegen“, Dr. med. Anya-Maria Stenger, Sektionsleiterin Adipositaszentrum. „Aufgrund des belastenden Gesundheitszustandes leiden Betroffene oft auch noch unter Depressionen oder anderen psychischen Störungen“, so Dr. Stenger.
Dass krankhaft adipöse Menschen oftmals unreflektiert als willensschwach und faul abgestempelt werden, ist eine große psychische Belastung, die die Situation nur noch verschlimmert. Dies bestätigt auch die 26-jährige Eléna Rönfeldt aus dem ostholsteinischen Malente, die Zeit ihres Lebens an starkem Übergewicht litt. „Mir war mein gesundheitliches Problem immer bewusst, habe versucht mit Bewegung entgegenzuwirken. Irgendwann war ich aber einfach nur machtlos“, so die junge Frau.
Ein Vorher/Nachher-Bild von Eléna Rönfeldt finden Sie hier:
Vorurteil 2: Es wird viel zu schnell operiert
Ein weiteres Vorurteil lautet, dass bei Adipositas zu schnell operiert würde. Auch diese Behauptung ist falsch, denn die Indikationsstellung für einen operativen Eingriff erfolgt nach strengen Kriterien der Leitlinie der chirurgischen Arbeitsgemeinschaft für Adipositastherapie DGAV und nach einem Vorbereitungszeitraum von mindestens 6 Monaten. Nun in bestimmten Fällen ab einem BMI von über 50 kann dieser entfallen und nur eine chirurgische Therapie helfen.
Eléna entschied sich im Sommer letzten Jahres mit einem BMI von 47 zu einem Gespräch in der Adipositassprechstunde an den Sana Kliniken Lübeck. „Mir wurde sofort mitgeteilt, dass eine OP erst geplant werde, wenn ich ein konservatives, multimodales Therapieprogramm aus Bewegung, Ernährungsberatung und psychologischer Beratung absolviere. Erst nachdem diese Therapie leider erfolglos blieb, sprachen wir über chirurgische Möglichkeiten.“
Vorurteil 3: Wer sich operieren lässt, braucht seinen Lebensstil nicht ändern
Wer denkt, dass eine Operation das Problem lösen würde, liegt falsch. Für den langfristigen Erfolg müssen die Patienten ihre Ess- und Bewegungsgewohnheiten dauerhaft ändern – die Umstellung fängt bereits vor der Operation an und ist dann ein Leben lang wichtig.
„Ohne eine Veränderung alter Verhaltensmuster geht es nicht. Wer meint, nach der Operation wie vorher ungesund weiterleben zu können, bekommt die Antwort von seinem Körper sofort“, betont Eléna, die nach ihrer Magenbypass-Operation zunächst schwer in neue Ernährungsgewohnheiten fand. Dr. Stenger unterstreicht: „Es ist dringend anzuraten, die klaren Ernährungsempfehlungen konsequent umzusetzen und auf sich und seinen Körper zu hören.“
Vorurteil 4: Nach der Operation ist auch die psychische Balance wiederhergestellt
Oftmals gehen mit Adipositas auch psychische Erkrankungen einher. Diese sind mit einer Operation nicht verschwunden. Betroffene mit krankhafter Adipositas haben meist einen langen Leidensweg hinter sich. Daher ist auch die psychologische Begleitung fester Bestandteil der interdisziplinären Versorgung der Patienten.
„Wir helfen den Patienten auf allen Ebenen, Begleiten sie mit unserem Team aus verschiedenen Professionen und verhelfen ihnen wieder zu mehr Lebensqualität“, so die Sektionsleiterin. Eléna ist glücklich damit, den Weg in die Sprechstunde von Dr. Stenger gegangen zu sein: „Die OP und die damit verbundene Gewichtsreduktion von mehr als 60 Kilogramm hat mein Leben total zum Positiven verändert. Ich war immer schon lebensfroh, kann mich aber jetzt wieder viel besser bewegen, merke, dass die Vorurteile nicht mehr zu spüren sind und genieße jeden Tag aufs Neue.“
Informationsveranstaltung
„Starkes Übergewicht – was tun?“ lautet der Titel der Informationsveranstaltung, die Dr. med. Anya-Maria Stenger am 13. März 2024 um 17.00 Uhr im Foyer der Sana Kliniken Lübeck (Kronsforder Allee 71-73, 23560 Lübeck) anbietet.
Informationen unter: https://www.sana.de/luebeck/gut-zu-wissen/veranstaltungen
Zur besseren Planbarkeit ist eine Anmeldung unter www.sana.de/luebeck/veranstaltungsanmeldung hilfreich . Aber auch Kurzentschlossene sind natürlich jederzeit herzlich willkommen.
Quelle: Pressemitteilung Krankenhaus